Zitate–Gedichte

»Galgenhumor ist die Kunst, sich den Ast zu lachen, auf dem man sitzt.« – Wolfgang Neuss

»Der Franzos ich, ein Mißgeschick,
bin aus Paris bei Oisebrück,
bald merkt mein Hals am langen Strick:
mein Hintern bricht mir das Genick.
«
– nach François Villon (1431, seit 1463 verschwunden) am Tag vor seiner vermeintlichen Hinrichtung nach Carl Fischer (2002), in: François Villon: Sämtliche Werke. Zweisprachige Ausgabe/ – München: S. 231.

»Wenn wir es recht überdenken, so stecken wir doch alle nackt in unseren Kleidern.«
– Heinrich Heine (1797-1856)

»Du kannst das Paradies nicht finden, ohne es zu zerstören.«Georg Forster (1754-1794)

»Der Mensch der Erkenntniss muss nicht nur seine Feinde lieben, sondern auch seine Freunde hassen können.« – Friedrich Nietzsche (1844-1900) aus: Also sprach Zarathustra. Ein Buch für Alle und Keinen. (1883-1885)

 

                 Schloßlegende.
          
          Zu Berlin, im alten Schlosse,
          Sehen wir, aus Stein gemetzt,
          Wie ein Weib mit einem Rosse
          Sodomitisch sich ergetzt.
          
5        Und es heißt: daß jene Dame
          Die erlauchte Mutter ward
          Unsres Fürstenstamms. Der Same
          Schlug fürwahr nicht aus der Art.
          
          Ja, fürwahr, sie hatten Wenig
10      Von der menschlichen Natur!
          Und an jedem Preußenkönig
          Merkte man die Pferdespur.
          
          Das Brutale in der Rede,
          Das Gelächter ein Gewiehr,
15      Stallgedanken – und das öde
          Fressen – jeder Zoll ein Thier!
          
          Du allein, du des Geschlechtes
          Jüngster Sprößling, fühlst und denkst
          Wie ein Mensch, du hast ein ächtes
20      Christenherz, und bist kein Hengst! – (Heinrich Heine)

»Die Welt wußte damals bereits allerhand über die Rohheit, die Arroganz, den Ungeist des preußischen Militarismus, der das ›Reich‹ beherrschte. In der Schilderung der Deutschnationalen verwandelte es sich in einen Idealstaat, der Recht, Sitte und Ordnung und Wohlstand garantierte.«
 – Albert Fuchs (1978 [1949]): Geistige Strömungen in Österreich 1867-1918/  Wien: S. 174

»Geistlose kann man nicht begeistern, aber fanatisieren kann man sie.«
– Marie von Ebner-Eschenbach (1830-1916)

»Der Antisemitismus ist der Sozialismus des dummen Kerls.«
– vmtl. Ferdinand Kronawetter (1838-1913), evtl. aber auch Viktor Adler (1852-1918) oder Engelbert Pernerstorfer (1850-1918); 1880er-Jahre; vgl. Andrew G. Whiteside (1981 [1975]): Georg Ritter von Schönerer. Alldeutschland und sein Prophet/  Graz, Wien, Köln: S. 85.

»Das gewalttätigste Element der Gesellschaft ist die Unwissenheit.« – Emma Goldman (1869-1940)

»Die Ausbeutung des Kolonialisierten durch den Kolonisatoren – wird mit großem Aufwand von Bajonetten und Kanonen begleitet.« – Frantz Fanon (1961): Die Verdammten dieser Erde

»Eine Zivilisation, die sich als unfähig erweist, die Probleme zu lösen, die ihre Funktionsweise hervorruft, ist eine dekadente Zivilisation.
Eine Zivilisation, die vor ihren entscheidenden Problemen die Augen verschließt, ist eine verletzende Zivilisation.
Eine Zivilisation, die ihre eigenen Prinzipien überlistet, ist eine im Sterben liegende Zivilisation.«
– Aimé Césaire (1950): Discours sur le colonialisme

»Die Deterministen berufen sich häufig auf das traditionelle Prestige der Wissenschaft als objektive Erkenntnis, die frei von gesellschaftlicher und politischer Färbung sei. Sie stellen sich selbst als die Verbreiter der nüchternen Wahrheit dar, und ihre Gegner als der Gefühlsduselei, der Ideologie und dem Wunschdenken verfallen.«
– Stephen Jay Gould (1988 [1981]): Der falsch vermessene Mensch/  Frankfurt a.M.: S. 14.

»Eine Frau, die mit einem Archäologen verheiratet ist, darf sich glücklich schätzen, denn je älter sie wird, desto interessanter wird sie für ihren Mann.« – Agatha Christie

 

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