Völkerschau–Menschenzoo

Seit den 1870er Jahren gab es in Europa kommerzielle Massenspektakel zur Zurschaustellung »exotisch« anmutender meist außereuropäischer Menschen (Ausnahme: die Saami, die sog. »Lappen« aus Skandinavien/Nordrussland, welche »rassisch« als nicht-europäisch angesehen wurden).

Die zur Schau gestellten Menschen wurden nach aus eurozentristischen Kriterien auffälligen Eigenschaften rekrutiert und mit falschen Versprechungen auf die Schiffe gelockt, welche sie nach Europa brachten. Die Entlohnung war gering, die Mahlzeiten eher mager, die Lebensbedingungen in den Lagern oft miserabel, Krankheiten mit Todesfolge waren nicht selten.

Sogenannte »Völkerschauen« sind allein schon durch die öffentliche Präsentation unter eurozentristischem Blickwinkel aus heutiger Sicht als menschenverachtend einzustufen. Die Schaulust am Hort »exotischer Lüsternheit« und vermeintlich anthropologisch »wertvollem Material« war groß, wobei im ausgehenden 19. Jahrhundert das Publikum insbesondere aus liberalen Gesellschaftsschichten stammte. Pornographie war in Europa eigentlich noch größtenteils verboten. Nun konnte im Zeitalter des Darwinismus, halbnackte »Wilde« von angeblich evolutionär »tiefer stehenden« bzw. »minderwertigen Rassen« den optischen Gelüsten des Bürgertums genügen.

Neben »wissenschaftlichen« Untersuchungen mit rassenanthropologischen Methoden (vor allem in der Anfangszeit) mussten die vorgeführten Menschen mitunter sexuelle Übergriffe über sich ergehen lassen, die Klatschpresse tat ihr Übriges dazu, um den Alltagsrassismus in den Köpfen in den Reiz des Fleischlichen hinübergleiten zu lassen. Die Darstellungen von Bräuchen und Sitten waren in ebenso wie Stammesbezeichnungen größtenteils frei erfunden.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts sollte aufgezeigt werden, dass die einstigen »Wilden« durch die »zivilisatorischen« Einflüsse des kolonisierenden »weißen Mannes« eine höhere Entwicklungsstufe erklommen hätten. Erst in den 1930er Jahren verlor sich das Interesse an solchen Menschenzoos vollständig.

Das »Aschanti-Dorf« tourte durch Europa und gelangte als Ort der Geselligkeit zur Darstellung. Die zur Schau gestellten Menschen lebten in wohnlich ausschauenden Hütten.

 

 

 

 

Nicht immer wurden die vermeintlichen »Aschanti« als wirklich »wild« und »kulturlos« dargestellt. Hier befinden sie sich offenbar auf einem Fest- oder Trauerzug.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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